Vom Big Apple in die Khao San Road - Zimt und Pflaume umrunden die Welt. Stationen sind Kenia, New York, L.A., Neuseeland, Australien, Indonesien, Singapur, Malaysia, Thailand und Vietnam.

Samstag, Juli 14, 2007

Heimflug

Dann ging alles ganz schnell und ich sass im Kino. Denn ich bin wieder in Bangkok. Der letzte Abend ging feucht froehlich zu und die Stunden die ich in der letzten Nacht geschlafen habe, sind weit weniger zahlreich, als die Flaschen die ich getrunken habe.... weit, weit weniger zahlreich.

Es war ein langezogener Abschied, die letzten Tage, fand sich immer wieder jemand, den ich zum letzten mal sehen wuerde und 130 Schueler wollten fotografiert, teilweise umarmt aber mindestens anstaendig verabschiedet werden.

Man hat mir vom knappen Taschengeld T-Shirts, Uhren und Kuscheltiere gekauft. Andere haben all ihre Englischkenntnisse und all ihren Mut zusammen genommen und mir Briefe geschrieben. (Es waren eher poetische Gebilde aus unzusammen haengenden Worten).

Andere Kinder waren bockig, sind mir aus dem Weg gegangen, sprachen nicht mit mir und ich verstand trotzdem, dass sie mich vermissen wuerden.

Letztendlich ist es nun einfach zuende.

einfach

zuende


Nach der Abschiedsparty muss es eine Willkommensparty geben, wie nach Regen Sonnenschein.
Meine genauen Flugdaten (meine Anschrift wisst ihr ja:))

Sonntag der 15 Juli
Flug BA950 von London nach Muenchen
Abflug London 0915
Ankunft Muenchen 1205
Terminal 1

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Samstag, Juli 07, 2007

Strawberryfields forever...

Mich juckts! Ich wollt grade ansetzen, was poetisches zu schreiben, da hat mich dieser elendige Juckreiz am Oberschenkel ueberfallen und auch wenn ich normalerweise nicht zu der Sorte Mensch gehoere, die sich an einer Stelle kratzt, bis sie wund ist - ich kann mich gerade nicht recht auf das Schreiben konzentrieren. Immer wieder muss ich mich dem hysterischen Kratzen und der Sorge um einen wunden Oberschenkel zuwenden. Kruzetuerken!

Das ist die eigentliche Poesie im Leben, das gaenzlich Unpoetische in den Momenten, wo wir uns nach eben jener so sehr sehnen. Ich gehe heim und erwarte den Abschied, wie ein Torwart den Elfmeter. Ich kann sagen, dass ich zu wenig Fussball gespielt habe oder mich zuviel hinter Vorbereitungen und Arbeiten versteckt habe, die doch keine Fruechte tragen werden. Ich kann sagen, dass mich nie ein Gefuehl der Glueckseligkeit getragen hat, dass ich stets einen Fehler gespuert habe und nie zu Ruhe fand.

Unruhe. Das macht mich vielleicht aus. Ich bin ein unruhiger Mensch. Ich rotiere. Ich ackere, ich verrenn mich in Gedankenbauten, ich bin fieberhaft. Ich baue Traumschloesser, aber ich schwitze wie ein Bauarbeiter. Ich traeume und vergess schlafen zu gehen, ich bin uebernaechtigt und ausgelaugt, ernte Trauben, vergesse zu naschen und wenn ich raste, steht mir der Horizont im Ruecken und ich guck die Wand an, wo ich wuenschte, dass das Paradies waer.
Neulich ist mir ein guter Satz ueber mich selbst eingefallen:Ich bin ein Rad, ich rotiere, wenn man mich an die richtige Stelle setzt, kann ich etwas bewegen.

Weil das nicht fehlen darf, hat man mir letzte Woche auch noch einen Thai-Namen gegeben: Samat. Er bedeutet "Faehigkeit".

In einer Woche ist es um. Dann tu ich das, was ich eigentlich die ganze Zeit vor hatte: Ich umrunde die Welt. Man kann sagen, bisher ist nur so einiges dazwischen gekommen. Als letztes bin ich wohl Lehrer geworden, vielleicht viel mehr, als ich mir das am Anfang vorgestellt hab und wenn ich mir selbst dabei zugucke, wie ich das so mache mit dem Unterrichten, dann kann ich mir vorstellen, dass ich mein Leben lang Lehrer bleibe.

Es ist erfuellend, obwohl ich beinahe jede Stunde meine Ziele aufgeben muss, weniger anspruchsvolle Loesungen akzeptiere und man im Ganzen meinem Perfektionismus mit unschlagbarem, kindlichen Charme begegnet.

Letzte Woche hatte ich dann in jeder Klasse die vorletzte Stunde und hab meinen Abschied angekuendigt. Bedingt durch die kommunikativen Schwierigkeiten hab ich wenig Reaktionen gespuert. Ich fuerchte meine an Freiwillige gewohnten Schueler gehen etwas kaltbluetiger mit dem Abschied um als ich.

Zum Glueck hat mich mein kleiner Schutzengel wieder einmal aus dem drohenden Tief gehoben. Fai, die elfjaehrige Nachbarstochter, ueberrascht mich jeden Tag. Wenn die pubertaeren Doesbadel den Film-Workshop sausen lassen, weil ... ach-was-weiss-ich-weswegen.. Dann steht voellig unangekuendigt Fai vor der Tuere und schweigt, bis ich sie frag was sie denn da macht. Und sie sagt, lernen. Und wenn ich frag mit wem, dann laechelt sie und windet sich schuechtern und lacht: Kroo Thomas.

Und als ich dann daheim sass und mir ueberlegt hab, ob mich denn gar kein Schueler vermissen wird, da hopst Fee Fai von ihrem rosaroten Fahrrad und zueckt Mamas Fotoaparat. Nun ok, wie Thais und Kinder so sind hat sie schuechtern erstmal alles andere fotografiert, bis sie sich getraut hat die Kamera auf mich zu richten - das Bild ist - dank der Uebung vorher - aber toll geworden.

Als sie da kam und mich fotografiert hat, da hatte sie gerade Elefanten angeguckt, weswegen sie dann nicht mit mir und den zwei neuen Freiwilligen (Helle und Brit aus Daenemark) nochmal zur Elefantenshow gegangen ist, die im Dorf Station gemacht hatte.

Schon wieder Elefanten! Mag der ein oder andere denken. Ich kann inzwischen ein Lied davon singen und es ist ja nicht so, dass man hier als einziger Weisser nicht gerne als Freiwilliger auserkoren wird. Ich kann meine Elefanten Erfahrungen gerne noch einmal resuemieren: In Ko lanta meinten wir unbedingt ne Menge Geld investieren zu muessen, um auf so einem Viech zu reiten. Im Norden gibt es die guten Dickhaeuter aber natuerlich auch und daher reichlich Gelegenheit sie zu sehen, als Hinterachsenbeschwerer auf Pickup-trucks, als Verkehrsberuhiger auf der Autobahn und natuerlich im Mu Baan Chang, dem Elefantendorf in Surin, wo ich nicht nur ganz nah ran durfte, sondern wo mich dann einer der Brueder ubergangen hat.
Nun das sollte nicht genug sein, in der Elefantenshow liess man Benjamin genuesslich meinen Kopf mit seinem Ruessel liebkosen, was meinen umstehenden Schueler groesste Freude bereitete. Ich gewann langsam Vertrauen zu dem drei bis vier Tonnenkoloss, als er mehrmals (waren es zehnmal?) nur wenige Zentimeter neben meinen Fuss stampfte. Ich lies ihn sich auch vor mir aufmandeln und einen Urschrei loslassen, der so fuerchterlich war, dass wohl die Floehe aller Strassenkoeter bis nach Bangkok das Weite gesucht haben.

Ihr seht schon, ich versuche es laecherlich zu machen, damit sich dann auch keiner Sorgen macht, wenn ich sage, dass der Elefantenfuehrer seinem Schuetzling anordnete seinen Fuss vor meiner Nase hin und herzuschwingen. Er holte so circa zwei einhalb Meter aus und brachte seinen Fuss nach einem kraeftigen Schub vor meiner Nase zum Stehen, man haette vielleicht noch einen Packen Druckerpapier dazwischen gebracht, was aber im Angesicht eines solchen Kolosses kein Witz is. Nun ich gewoehnte mich nach einem Dutzend Wiederholungen an den Nervenkitzel, allerdings gerade als ich mich gewoehnt hatte, lag ich mit dem Ruecken im Dreck. Der Dickhaeuter hatte mich vom Stuhl gefegt. Sehr behutsam allerdings- zwar mit dem Fuss, aber es hat nur ein bisschen weh getan. Er hat mich am Knie getroffen - ob das geplant war weiss ich nicht, aber glaubt mir - ich kenn mich aus mit den Viechern - und sie sind sehr sehr liebenswuerdig.

Meine Schueler haben es dann auch gleich heldenhaft mit dem Dickhaeuter aufgenommen. Fuenfzig Wuselknirpse haben sich ins Seil gehaengt und versucht den Elefanten ueber die Markierung zu ziehen. Ich kann es nur so sagen: Der Dicke hat ihnen nicht nur das Seil aus den Haenden sondern auch die Schuhe von den Fuessen und die Hosen vom Hintern gezogen. Witzig wars trotzdem und am naechsten Morgen hatte ich dann auch gleich in jeder Klasse ein Thema zu unterrichten.

Und wie die Leute hier einen Elefanten pantomimen is echt unzulaenglich. Die Kinder haben also dankbarst unsere "Nasenzwicker-Arm-durchs-Ellbogen-Loch" Technik aufgenommen.
Pantomime gab es dann auch reichlich im Drama-Unterricht in der Highschool, der letzten regulaeren Stunde. Ja! Und wenigstens hier flossen ein paar gespielte Traenen.
Am Montag und Dienstag ist Dramaseminar fuer Lehrer und da haben die Schueler auch noch mal einen 40-minuetigen Part. Ich freu mich sie nochmal zu sehen. Neben dem angeborenen Schauspiel-Talent haben ein paar von den Thai Jugendlichen wirklich das Zeug dazu. Ich habe mich laecherlich gemacht und sie mich beeindruckt. Der Kurs hat mir die Glueckseligkeit gegeben, die mir die ganze Zeit ueber abging. Wir haben ein Wort dafuer gefunden: Strawberry. Es bedeutet so etwas wie tiefste und ehrlichste Zuneigung zu jemanden oder etwas.

Erdbeeren haben sie wenig in Thailand, aber dafuer viel Strawberry. Ich werde es vermissen, das Land des Laechelns. Auch wenn man hier luegt, dass sich die Balken biegen, es sind anstaendige Leut und ich haette mich nirgends auf der Welt wohler gefuehlt (das meine ich ernst).

Naechsten Donnerstag mach ich Abschiedsparty. Den Kindern hab ich zum Abschied Kuscheltiere gekauft, sie sind nicht besonders huebsch, aber das bin ich ja auch nicht. Fuer die Lehrer gibt es ZWEI Kaesten Bier - weil ich das in meinem Uebereifer Samnjang versprochen hab, nachdem er kleinmuetig auf meine Frage antwortete, wie viel wir wohl braeuchten, dass ein Kasten ausreiche.

Nun ordentlich beschickert werde ich dann Freitag morgen nach Bangkok fahren und mein restliches Geld auf den Putz hauen, teures Hotel und neue Klamotten. Ja, seht her, zu was mich die Welt gemacht hat! Einem egoistischen Schickimicki-Futzi.

Ich hab mir uebrigens noch einen netten Zaunpfahl geschnitzt: Ich komme am Sonntag naechste Woche kurz nach zwoelf (mittags) am Flughafen Muenchen mit British Airways aus London an. (Muss mir doch noch den Tourbeginn angucken) Ich hab mir gedacht ich schlag damit einfach mal um mich und guck, obs vielleicht jemanden trifft.

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