Vom Big Apple in die Khao San Road - Zimt und Pflaume umrunden die Welt. Stationen sind Kenia, New York, L.A., Neuseeland, Australien, Indonesien, Singapur, Malaysia, Thailand und Vietnam.

Montag, Juni 25, 2007

Japaner sind weiss

Dieses Wochenende waren Jan und Som, unsere Freunde aus Bangkok, bei uns in Sai Tho Paed. Die Kon Grungthep, sprich die Bangkokians, mussten sich erstmal mit den Gegebenheiten des laendlichen Transportsystems zurechtfinden und kamen gegen halb sechs Uhr morgen am Freitag in der falschen Stadt an. Nach ein bisschen umsteigen und weiteren eineinhalb Stunden Busfahrt konnten wir sie dann von einer benachbarten Stadt abholen.

Um halb zehn waren wir dann auch schon in der Schule und die beiden durften mir beim Unterricht zugucken und ein bisschen partizipieren. Vorher musste ich allerdings Som eine Hose leihen, die ich fuer Saskia gekauft habe, weil das gute Maedl nix in angemessener Laenge fuer die Schule dabei hatte. Nach zwei Kilometern Radfahren waren die beiden dann wenigstens wach.

Jan lief sogar zu Hoechstform auf und interviewte und recherchierte fuer ein Magazin, das der Verlag fuer den sie arbeitet herausgibt. Mir blueht auch noch ein Interview, wenn ich nach Bangkok zurueckkomme. Den Nachmittag haben die beiden dann verschlafen - was aber zum Abend hin, die Laune erheblich verbessert hat. Und wir hatten Spass und mit Jan aufschlussreiche Gespraeche.

Es ist schon etwas wert, dass sie gerade (nun ja einigermassen) heraus sagen kann, was sie denkt. Normalerweise variieren Antworten hier stark. Fragt man Nittaya zum Beispiel ob ihr Sohn schonmal Klassensprecher war, sagt sie, ja jedes Jahr und wenn man ihn fragt, sagt er, nein noch nie.So jetzt meint der clevere Europaer zu wissen, wer die Wahrheit sagt - ich bin mir da allerdings nicht so sicher.

So kann ich jetzt ein wenig besser einschaetzen, wie Erziehung in Thailand ablaeuft. Vor allem im Norden, muss man da eher folgendes sagen: Kinder werden weniger erzogen, als dass sie aufwachsen. Das erklaert so einige Unterrichtsmethoden, wo die Schueler mehr oder weniger sich selbst ueberlassen werden mit einer Aufgabe; oder auch die Nachlaessigkeit mit der Eltern die Schulbildung ihrer Kinder begleiten.

Ich habe noch eine wichtige Sache lernen koennen und zwar an Som. Vielleicht haben Saskia und ich das in diesem Blog schon erwaehnt, aber das Maedchen ist 18, studiert English an der Universitaet, und spricht kein Wort zu uns.

Das hat sich auch dieses Wochenende kaum veraendert. Sie weicht Gespraechen aus, rennt weg, ignoriert Fragen, antwortet in Thai oder mit einem einzelnen englischen Wort.

Ich habe mir jetzt zwei moegliche Erklaerungen zurechtgelegt:
1. Sie kann wirklich nicht sprechen.
2. Sie findet mich richtig scheisse und is bloss wegen Jan mitgekommen.Nun ersteres erscheint unwahrscheinlich, weil sie ja English studiert und wenn sie mal ein Wort sagt keine Pronunciation Probleme hat.
Zweiteres ist aber keineswegs wahrscheinlicher, weil erstens Jan gesagt hat, das Som kommen mag und Som zweitens immer wieder zu mir kommt und zumindest sprachfreien austausch fordert (kann man das so sagen?).

Ich bin also gehoerig verwirrt. Allerdings is mir dieses Verhalten nun schon oefters untergekommen, allerdings konnte ich als Lehrer immer noch ein bisschen etwas herausquetschen (wie uebrigens auch aus Som). Ich nenne dieses Phaenomen von nun an: The Som-Case.

Som bedeutet uebrigens Orange oder ultrahuebesches Maedchen, je nach Laune des Betrachters. Das trifft alles auch ein bisschen zu auf diese Zimtziege, die ihr Telefon braucht, wie Luft zu atmen (als ich ihr die Sim-Karte abgenommen hab, fuehrte das beinahe zu Weinkraempfen). Gleichzeitig ist sie vollstaendig integriert in die Welt der Bangkoker Jugendlichen, die Hightechnology und Kosmetikprodukte als neue Offenbarung entdeckt haben.

Um euch noch ein pikantes Beispiel von kultureller Begegnung zu geben, folgende Geschichte: Wir sind mit dem Auto nach Surin ins Elefantendorf gefahren. Unterwegs habe ich versucht Som ein wenig Englisch zu entlocken, es gab sogar ein paar Erfolge, nachdem ich sie Wort fuer Wort uebersetzen lies, was ich auf Thai sagte. Als ich allerdings waehrend eines monologistischen Gespraechsversuchs ueber Auslandsaufenthalte (in denen ich herausfand, dass Som gerne in Deutschland arbeiten wuerde) als ich da auf Japan zu sprechen kam, da liess ich die verhaengnisvolle Bemerkung fallen, dass Japaner weiss sind.

Das war richtig bloed, denn in dem Moment, wo ich das ausgesprochen hatte, hatte ich auch schon Soms beweisfuehrende Hand, dass sie mich verstand, ueber den Hinterkopf gezogen bekommen. Das muss man naemlich verstehen, dass Hautfarbe in Thailand durchaus ein schwieriges Thema ist (auch wenn Nittaya es abstreitet). Aber es ist ganz klar, dass weisse Haut Hochrangigkeit ausdrueckt und deswegen sind auch Filmstars hier alle halb Farang. Dagegen wird braune Haut als Makel gesehen und Afrikaner sind richtig richtig haesslich. Mit meinem Satz habe ich wohl in Som Verzweiflung ueber die Wirkungslosigkeit ihrer Bleichungskosmetika heraufbeschworen und weil sich der Makel ihrer braunen Haut, nicht wie ein Pickel ausdruecken laesst, hat sie die ganze Gewaltlust an mir rausgelassen. Na ich hab die Situation dann abstruser weise retten koennen, in dem ich gesagt habe, dass Koreaner braun sind. Samnjang brachte die Situation dann entgueltig auf eine verstaendliche Basis zurueck, als er, weil er den Schlag nicht gesehen hatte, trocken nachfragte: Forehand or Backhand?

In Surin angekommen haben wir uns dann alle wieder lieb gehabt (so schlimm wars echt nicht). Und wir haben ein Elefantendorf besichtig, wo man den Dickhaeutern ein Zuhause gibt und sie nicht mehr wie frueher in Bangkok auf den Strassen betteln muessen (kein Witz, geht googeln, wenn ihrs nicht glaubt). Es gibt da taeglich auch eine Elefantenshow, wo die Ruesseltrinker (das letzte Synonym das mir einfiel) Fussballspielen oder ueber Touristen spazieren. Fuer letzteres Experiment hatte man uebrigens mich ausgewaehlt. Nachdem der drei Tonner seinen Fuss auf meiner rechten Pobacke ausgeruht hatte, ist er dann ueber mich drueber gestiegen und alle haben applaudiert. Ich fuer meinen Teil haette gerne mit Som getauscht, die dann ausgewaehlt wurde auf dem Elefantenruessel durch die Gegend getragen zu werden. Ja, es waren echt nicht viel Leute ausser uns da ...

Spassig wars dennoch und am Busterminal in Surin haben sich Som und Jan dann in Richtung Bangkok verabschiedet. Guillermo, Simone und ich hatten allerdings noch einen wunderschoenen Abend mit Samnjang und Nob (seinem Sohn), wir haben Gitarre gespielt und versucht zu singen.

Liebe Leute ich sags euch ehrlich: Ich vermiss euch. Hier mag's schoen sein, aber es ist nicht meine Familie, es sind nicht meine Freunde, ich guck hier nur zu. Ich mag heim. Es ist schoen, aber vorbei.

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Samstag, Juni 16, 2007

Gesellschaftsspiele

Seit Dienstagabend bin ich nicht mehr allein bei Nittaya, zwei Freiwillige aus Spanien und Deutschland sind auesserst spontan von Kambodscha gekommen. Simone und Guillermo sind Lehrer und reisen bereits seit 6 Monaten durch Indien, Thailand, Laos und Kambodscha. Auf die Gefahr hin, dass sie das hier lesen, schreib ich mal dass sie nett sind. Ne, im Ernst, ich hab mich riesig gefreut die beiden hier zu haben und Gespraeche zu fuehren, die sonst beim Versuch ueber die Kommunikationsbarriere zu huepfen umgeknickt waeren. Wir haben grossen Spass.

Selbiger hat sich intensiviert, als wir von U (ja das ist ein Name) in die Highschool in Ban Kruat eingeladen wurden. Die Schule hat 2117 Schueler und wir durften einem auesserst spektakulaeren Fest - dem Wai Kroo - beiwohnen, wo die Schueler den Lehrern ihren Dank aussprechen. Ja sowas gibts und sogar nicht immer erzwungen. Im Lehrerzimmer kommt da gerne auch mal eine Gruppe Schuelerinnen mit einem Blumengesteck an, knieet auf den Boden und singt ein liebliches Lied. Danach gibt es vom Lehrer Lebensweisheiten und die Maedchen koennen die Traenen vor Ruehrung nicht zurueckhalten.

Wer das allerdings schon fuer merkwuerdig haelt, der hat U noch nicht erlebt. Dazu die Vorgeschichte unseres Treffens: In thailaendischen Highschools ist es nun Pflicht fuer Englischlehrer Drama zu unterrichten. Das koennen die aber nicht wirklich - ausser ein paar, die zu Fortbildungscamps geschickt wurden. Wie U. Die war 15 Tage in Bangkok und hat das Schauspielunterrichten gelernt. Nun hat sie gehoert, dass ich in der Schule von Nittaya Drama-Unterricht gebe, da wurde ich kurzerhand eingeladen ihr zu helfen. Erst war ich skeptisch, weil ich ja die Thailehrer kenn und wie zurueckhaltend die sind und die stellen sich ja bestimmt was anderes vor, als mein spastisches Abschuetteln von Bewegungshemmungen sowie unkontrollierten Gefuehlsausbruechen, die ich Schauspielerei nenne.

Weit gefehlt! Wir liegen genau auf einer Wellenlaenge und ich habe noch keine Thai gesehen, die so - entschuldigen Sie den Ausdruck - abgeht. Die Frau ist ein geballtes Kreativitaetsmonster und konnte nach zwei Stunden mit mir nix mehr sagen, ohne die passende Pantomime dazu zu machen. Wir haben uns geschuettelt vor Lachen und uns so einige Fantasiebaelle zugeschmissen - einer flog leider aus dem Fenster und wurde von einem Schueler geklaut.

Ich werde nun in der uebernaechsten Woche anfangen mit ihr an Dramastunden zu arbeiten. Dazu unterrichten wir 4 mal zwei Stunden zusammen ihre Klasse. Danach gibt es noch ein zweitaegiges Dramacamp, wo andere Lehrer aus der Umgebung an diese Unterrichtsmethode herangefuehrt werden sollen. Ich bin vollends von dieser Moeglichkeit begeistert und bin sicher, dass U eine klasse Dramalehrerin abgeben wird. Schliesslich hat sie auf die Frage, was die Schueler von ihr halten knallhart geantwortet: "They think I need mental hospital"

Als wir dann aber schonmal an der Schule waren, wurden wir natuerlich gleich noch als Lehrkraefte eingespannt und sollten ein bisschen Konversation mit den Schuelern betreiben. Nachdem ich mich vor versammelter Schule schon eingeschleimt hatte, als ich - WIE ALLE LEHRER - den Saengern ein Trinkgeld gab, wurde ich im Unterricht wieder einmal begeistert empfangen.

Dass muss man sich so vorstellen, dass der gute Thomas - den eine normale geschlechtsreife mitteleuropaische Frau fuer minder bis wenig attraktiv einschaetzen wuerde - dass der Bursche in so eine Klasse mit 70 % pupbertaeren Thai-Maedchen reinmarschiert und als er seinen Namen sagt ein Kreischkonzert ausbricht, dass ihm die Schamesroete ueber beide Ohren treibt. Was das Kreischen nur noch weiter anheizt. Na Situation dennoch gemeistert und Serioesitaet gewahrt (gucken ja auch Lehrer zu). Na jedenfalls die Motivation English zu lernen stieg binnen Sekunden bis an die Klassenzimmerdecke und was vorher keiner lernen wollte, wurde nun eifrig aus den Heften zusammengesucht: Do you have a girlfriend? - Yes. Und dann ein internationales ooooooooooooooo.

Als ich dann nach diesem langen Tag zuhause ankam, standen da doch tatsaechlich zwei Maedchen von der Highschool vor der Tuere und als ich sie auf Thai frag, was sie wollen, krieg ich ein Laecheln zur Antwort. Ich denk, sie wollen nicht zu mir (und mir faellt ein Stein vom Herzen) aber dann spricht Nittaya mit ihnen und ich weiss, dass die Erleichterung zu frueh kam. Sie wollen mich interviewen, fuer Extrapunkte in Englisch. Am Sonntag, dass wollen sie aber bei sich daheim machen. Na klar, Farang nach hause bringen und auch noch gute Noten abstauben - das ist das Hochgefuehl fuer jedes Schulmaedchen. Nach Beratschlagung mit Nittaya hab ich mich drauf eingelassen. Am Sonntag macht der Farang Hausbesuch.

Der Farang ist uebrigens gluecklich derzeit. (Besonders, weil er eine liebe Freundin daheim hat, die sich bitte keine Sorgen macht) Aber eben auch, weil seine Schueler Fortschritte machen. In allen Schulen laeuft es immer besser und auch wenn ich vielleicht der erste bin, der sie mit Tests und Ausfragen quaelt glaube ich dass sie mich moegen. Zumindest waren ihre Gesichter lang, als ich ihnen die neuen Freiwilligen vorgestellt hab, weil sie dachten, das wuerde heissen, dass ich abreise.

Sie haben noch nicht ganz verstanden, dass ich noch laenger bleibe als diese, die nach naechster Woche wieder weiter ziehen. Dennoch ueberall sind alle wie ausgewechselt. Selbst zuhause ist man viel stiller und vorsichtig. Das ist wohl die Thai-Art, dass man am Anfang sehr sehr zurueckhaltend ist. Ich denke aber viel mehr aus dem Grund, weil man fuerchtet selber etwas falsch zu machen, als dass man den neuen abzuchecken versucht. Bei den Schuelern mag das anders sein.

Na - will sagen, ich hab meinen Spass beim Unterricht und wenn ich wieder einmal einen Frechdachs aus der zweiten Klasse auf einen Baum setze von dem er alleine nicht mehr runter kommt oder wenn ich die frechen Maedchen frech sein lasse und wenn mir ein Laecheln genuegt und niemand singen muss oder weinen, um mir seine Dankbarkeit zu zeigen.

Dennoch mehren sich in letzter Zeit auch wieder ein paar Zweifel. Gerade durch die beiden anderen Freiwilligen, die viele Fragen aufwerfen. Zum Beispiel ueber den Fleiss so mancher Lehrer und ueber die traditionellen Hierachien, die Teamwork unter den Lehrern beschweren. Wo Lehrer nicht unterrichten und wo selbe meinen Freiwillige nutzen zu koennen, um Aufgaben fuers Ministerium zu erledigen, oder Tests zu bestehen, an die Gehaltserhoehungen geknuepft sind. Und wo sowas ueber Kanaele geht, die wir nicht sehen, aber wo der Aeltere dem Juengeren die Buerde auftraegt, solche Dinge von den Freiwilligen zu fordern.

Ich denke derjenige weiss genau, dass er mit einer solchen Forderung im Konflikt mit unseren Wertvorstellungen tritt. Aber er weiss auch, dass Nittaya als die Juengere seiner Forderung nachkommen muss, weil sie ansonsten ihr Ansehen und das ihrer Freiwilligen verliert. Und das ist ein starkes Druckmittel, dass auch wir verstehen und dem Simone und Guillermo in Bescheidenheit nachgegeben haben. Ich weiss nicht, ob ich meinen Stolz gebaendigt haette, aber ich verstehe die Weisheit in ihrer Entscheidung.

Klartext: Sie machen nun einen hundertseitigen Test fuer einen Lehrer, damit der mehr Geld bekommt. Gleichzeitig helfen sie ihm zu verschleiern, dass er lange nicht so gut Englisch spricht, wie er sollte und akzeptieren eine Hierachie, die ihm erlaubt zu unterrichten und nicht zu unterrichten wann er will (und er will anscheinend nicht oft). Dagegen retten sie nicht nur das Ansehen der Freiwilligen an der Schule, sondern steigern es sogar noch. Es ist auch wahrscheinlich, dass die Schueler mehr von einem Zugang zu Freiwilligen haben, als davon, dass das Ministerium weiss, dass der Lehrer nicht gut Englisch kann es aber auch keinen Ersatz gibt.

Das Ergebnis all dieser Erlebnisse sind lange lange Tage und kurze Naechte. Ich bin fit, aber es zerrt an der Kondition. Ich unterrichte sechs / sieben Tage die Woche und die Besuche bei Freunden nehmen kein Ende. Dennoch (oder gerade deswegen), ich bin gluecklich.

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Montag, Juni 04, 2007

you manu, i Liverpool!

Wie kann man nur seine Hausaufgaben nicht machen! Wieso lernt der Depp nicht, wenn ich es ihm sag? Wenn ich red, dann is Ruhe! Haben die denn gar kein Interesse, was ich zu erzaehlen hab? - Wenn man die Seiten wechselt, wird ploetzlich so vieles so unverstaendlich.

Da fliegt man einmal um die halbe Welt um den Kindern hier Englisch beizubringen und was wollen die? Play game, play volleyball oder you ManU, I Liverpool!Meine Schulerlebnisse sind durch bittere Tiefen und ueberraschende Hochs gepraegt. Ich versuch mir ja staendig einzureden, dass ich es nicht persoenlich nehmen zu brauch, wenn die nicht lernen. Dann werden sie halt spaeter sagen: Englisch war nie meine Staerke und vielleicht werden sie "bloss" Farmer oder Bauarbeiter wie ihre Vaeter, vielleicht stoert das hier aber auch nicht und sie werden Lehrer, Zahnarzt oder was weiss ich.

Dann nervt es mich aber doch so sehr und es ist da so ein ekliger Ehrgeiz in Richtung des Unmoeglichen, naemlich, um es ueberspitzt zu sagen, in nur 9 Wochen Unterricht eine Vorbildschule aus diesem Larifari-Haufen zu machen. Und dann gibt es da ja auch diese Momente, wo die Haelfte der Schueler (vielleicht die, die in mich verliebt sind) angerannt kommen und ihre Hefte korrigiert haben wollen oder wenn sie samstags zu uns nach Hause kommen fuer Extra-Stunden oder wenn sie Projektklassen belegen, die von vier bis halb sechs am Nachmittag dauern, obwohl sie noch nicht einmal den Kurstitel verstehen (acting).Irgendwo in der Mitte dieser Spielplatz-Wippe aus Potential und Grenzen, balanciert das rechte Mass. Im Moment stehe ich vor der grossen Frage: Was tun? Aber ein Ast nach dem andern, kleines Aeffchen!

Die ersten eineinhalb Wochen habe ich damit verbracht meinen Stundenplan zusammenzustellen und Klassen auszuwaehlen und Angebote noch woanders zu unterrichten auszuschlagen. Dann hab ich mich meistens auesserst unvorbereitet ins Klassengeschehen gestuerzt (was nicht nur meine Schuld war, sondern auch daran lag, dass ich noch keine Buecher hatte).

Die zweite Woche hab ich dann auch schon mit ordentlichem Unterricht zugebracht, habe sogar einen Test geschrieben und selbigen gleich wiederholt, weil wohl keiner der Schueler auch nur einen Punkt gehabt haette. Nun im zweiten Anlauf kamen dann immerhin 5 einser raus. Was aber bloss Augenwischerei ist, wenn man die Umstaende und vor allem den Rest der Klasse bedenkt. Aber immerhin, es zeigte mir, dass meine Schueler nicht bloed sind. Und wenn ich ihnen sag lernt, weil wir schreiben einen Test, dann lernen sie sogar.Ich stellte also in dieser zweiten Woche vor allem fest auf welchem Stand sich meine Schueler befinden.

Ich denke es ist gut fuer euch und mich, wenn ich das kurz niederschreibe:In Nitayas Schule:

P4: Die Schueler haben bisher das Alphabet gelernt und im Gegensatz zu den hoeheren Klassen verfuegt diese ueber ein erstaunliches Grundvermoegen. Es bereitete wenig Probleme die Pronomen zu lernen und dazu die passenden Formen von to have. Auch die Vokabeln, die das Buch vorschlaegt sind den Schuelern schon bekannt (Koerperteile). Erstaunlich wieder: Sie sind darin sicherer als die Aelteren.Hausaufgaben machen sie relativ pflichtbewusst, umblaettern vergessen sie geschickt und machen gerne nur die Haelfte. Ich denke, dass in dieser Klasse vor allem ein Grundwissen fuers Schreiben gefestigt werden muss. Sprich, viel Abschreiben und spaeter Diktate.Vokabel lernen sehe ich zwar als wichtig an, da aber wie in allen Klassen an dieser Schule Vokabellisten fehlen und erst von mir angefertigt werden muessen, ist ein Schwerpunkt auf Vokabular (momentan) nicht machbar.

P5: Meine Schwerpunkt Klasse. Hier habe ich schon einen Test geschrieben, der sich vor allem auf Vokabeln und Rechtschreibung bezog. Leider sind die meisten Schueler hier extrem schwach. Ich habe als Vorgabe einen Test, den die Schueler am Ende des Jahres bestehen muessen. Dazu muessen sie viele Vokabeln koennen und auch in Gramatik einigermassen fit sein. Ich habe aus irgendeinem Grund von anfang an hier einen Schwerpunkt auf Vokabelbueffeln gesetzt und halte das jetzt auch fuer einen guten Weg. Irgendwann muss man ja mal anfangen, denn letztendlich ist Sprachen lernen ja nix anderes, als Vokabeln. In dieser Klasse werde ich als erstes die Vokabellisten einfuehren und somit das laestige und Zeitaufwendige Vokabel von der Tafelabschreiben nach Hause verlegen. Es ist wichtig, dass die Schueler zu Hause viel Abschreiben, um die Defizite aus der Klasse zuvor aufzuholen. Gleichzeitig muessen sie unbedingt mehr Woerter lernen. Leider leidet die Motivation unter dem dumpfen Unterricht, den das Abschreiben derzeit mitbringt. Ich hoffe dass sich das naechste Woche durch die Vokabellisten befreien laesst. Im Unterricht wuerde ich gerne mehr Rollenspiele machen und zur Konversation anregen, da viele Schueler zu schuechtern sind, englisch zu sprechen. Damit habe ich ganz am Anfang relativ gute Erfahrungen gemacht.P6: eine riesige Klasse mit mehr als 35 Schuelern. Uebersicht ist das groesste Problem. Ich habe sie bloss 2 Studen die Woche und bisher treten wir auf der Stelle. Wir haben die Verben to have und to be wiederholt. Jetzt noch eine ganze Reihe anderer wichtiger Verben. Die Bedeutungen sind wohlbekannt (need, have, can, like, etc.) Allerdings sind in dieser Klasse die Unterschiede extrem, mir fehlt eigentlich noch voellig der Plan, wie schnell und in welche Richtung hier marschieren. Konversation und Rollenspiele, sind kaum moeglich, da die Klasse so riesig ist. Vielleicht laesst sich eine spezielle Loesung in Gruppen finden, dass Nitaya die eine unterrichtet und ich die andere. Aber wie aufteilen?

Momentan habe ich aus dieser Klasse eine relativ grosse Gruppe samstags immer zu extra Stunden zuhause. Das ist das Highlight der Woche auch fuer mich, weil es die lernwilligsten und faehigsten sind. Ich gebe es zu: ploetzlich sind die lehrerlieblinge meine lieblinge :) Hier koennen wir auch den entspanntesten und interaktivsten Unterricht machen, z.B. fuehren die Schueler mich durchs Haus und zeigen mir was ich mit was machen kann. Danach schreiben wir die unbekannten Woerter auf. Das erfreuliche: Die Kinder lernen die Vokabeln freiwillig bis zum Montag und sagen sie mir auf. Streber halt. :)

Samnjang's Schule:

P2: Meine juengsten lernen erste Worte sprechen, lesen und vll. schreiben. Das Alphabet sitzt relativ sicher, da diese Schule alles in allem ein wenig elitaerer ist. Ich versuche hier die Grundregeln der Aussprache zu vermitteln, bevor sie die Thai-Lehrer mit ihren Zungendrehern wieder zunichte machen. Die Lehrerin scheint mir aber sehr kompetent zu sein und denkt vor allem mit - ich denke das ich hier ganz gut in den normalen Unterricht integriert bin (unterrichte nicht alle Englischstunden)

P3: Die Nervensaegen. Eine kleine Klasse von kleinen jungs mit zwei Maedchen. Ich bin staendig damit beschaeftigt Tische und Stuehle an den richtigen Platz zuruecken und zum Mitmachen zu ermahnen. Aber wieder: Es ist in Samnjangs Schule alles ein bissl einfacher, weil die Klassen kleiner sind und die Schueler besser - weil die Eltern wohl mehr um Hausaufgaben bemueht sind. Hier tu ich mir dennoch ein bisschen schwer und stecke immer noch bei den Begruessungen fest. Na es ist das erste mal fuer diese Schueler. Und sie schlagen sich ganz gut. Auch wenn sich das maedchen aus der ersten Reihe das naechste Mal eine Lehrerin wuenscht :)

P4: Die aeltesten an dieser Grundschule. Der Lehrer ist mit einem Lehrer an Nitayas Schule liiert aber das nur zur Aufmunterung am Rande :) Allerdings koennt ich ihm regelmaessig an die Gurgel gehen, weil er den Schuelern, wenn ich sie ausfrage immer einsagt. Aber immerhin: Das ist die Klasse, die bisher am meisten Vokabeln lernt und vor allem auch Vokabellisten im Buch hat. Ich lege daher hier schon einen Schwerpunkt auf Vokabeln, weil die Schueler wohl einfach besser sind als in Nitayas Schule. Allerdings muss ich der grossen Schwache des Englishlehrers entgegenkommen: Er traut sich nicht zu sprechen. Also koennen es seine Schueler auch nicht. Kleine Spiele und immer neue aufforderungen helfen. Momentan halte ich recht grosse Stuecke auf diese Klasse.Alles in allem ist mir aufgefallen, dass es hier folgende Dinge nicht gibt:- Ausfragen (wird wohl als demuetigend empfunden, es ist fuer einen Thai wichtig sich in der Menge verstecken zu koennen)- Diktate- Vokabellisten!- UbersetzungenIch werde alles ueber den Zeitraum meines Aufenthalts ausprobieren.

Das gute ist, dass Nitaya sehr interessiert an neuen Methoden ist, da sie einsieht, dass bisher nix geholfen hat. Ausserdem guckt inzwischen die ganze Region auf sie, weil sie doch das vielversprechende Freiwilligenprojekt hat. Das alles sind gute Voraussetzungen fuer Veraenderungen.
Mein Ziel ist es nun als erstes Erfahrungen zu sammeln und diese dann mit Nitaya in Loesungsaansaetze zu verwandeln. Dazu starten wir verschiedene Tests, wie z.B. die Vokabellisten (die andere Schulen, schon kopieren wollen, bevor sie ueberhaupt fertig sind). Als naechstes steht dann ein Einfuehrungsbuch fuer neue Freiwillige an, wo wir ausfuehrliche Anleitungen zum Unterrichten, aber vor allem auch zum Wissensstand der einzelnen Klassen geben. So koennen die Freiwilligen effektiver arbeiten - denn bisher hat ihr Einsatz gar keinen Einfluss auf die Noten. In diesem Buch soll dann aber auch Platz fuer die Erfahrungen jedes Einzelnen sein, damit neue Ideen nicht verloren und Fehler kein zweites Mal gemacht werden. Es ist denke ich wichtig, dass ich dieses Buch schreibe, da fuer Nitaya die Sprachbarriere doch sehr hoch ist und es fuer jeden Thai eine Weile dauert, bis er/sie offen mit Fremden spricht. Also auch ueber so Sachen wie den besten Unterricht.

Bei soviel Schule muss man sich aber auch ein bisschen Spass goennen und schliesslich war Donnerstag Feiertag und Freitag auch noch frei. Da sind wir mit Nook Nik - der verrueckten Musiklehrerin und einem Haufen anderer Lehrer zu ihr nach Hause gefahren. Zu sechst im Auto mit thailaendischer Beruehrungsangst - man gewoehnt sich.Als wir dann da waren, hab ich auch verstanden warum wir hergekommen sind. Es gab ein riesiges Fest, das sich Bang Fai nennt. Die Bauern aus Isan versuchen traditionell Regen zu machen. Und zwar ueberhaupt nicht spirituell, abgehoben, sondern ganz pragmatisch: Man baut aus langen Bambusstaemmen Raketen und schiesst sie mit jeder Menge Schiesspulver Kilometerweise in den Himmel. So eine Rakete ist gerne 10 bis 15 Meter lang und jedes Jahr haut es den Kerles hier ein paar um die Ohren, weil ja alles selber gebaut. Aber Spass haben sie. Gibt auch immer einen Wettbewerb wer am hoechsten ballert. Neben jeder Menge Absonderlichkeiten hatte ich mein reinstes Vergnuegen und hab als Falang dann auch pflichtflirten muessen (sorry schatz! nix passiert:)) - wie viele Maenner dabei waren, kann ich nicht sagen. Einer hat jedenfalls beim Schoenheitswettbewerb den 4. Platz gemacht. Ob Maennlein oder Weiblein, es hat sowieso jeder dem Farang was von seinem Bier abgeben wollen und nur mit ganz grossem Glueck bin ich den Studenten (und diesmal echten Studentinnen hui hui hui sag ich dir!) entgangen, die mich in ihr Schlammbad zerren wollten (ja, Thais moegen es feucht und schmutzig).Am Abend gabs dann noch Rockkonzert, dass wir von der Ladeflaeche des PickUps angeguckt haben, weil wir die 50 Baht Eintritt sparen wollten (ein Euro). Die Band war der Traum meiner Gastgeber - Sowas, wie die Toten Hosen nur in Thailand, naaaa ja. Der Name: Marihuana (was ich den begeisterten Fans erstmal uebersetzen musste) Am Freitag sind wir dann noch schwupps an die Grenze zu Laos gefahren, wo man billig Blumen und Klamotten kaufen kann. Demnaechst mehr, vielleicht sogar in Farbe."

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