Vom Big Apple in die Khao San Road - Zimt und Pflaume umrunden die Welt. Stationen sind Kenia, New York, L.A., Neuseeland, Australien, Indonesien, Singapur, Malaysia, Thailand und Vietnam.

Freitag, März 23, 2007

Vom Haeuserbauen und Schweinekastrieren

Der Nachtbus von Melbourne nach Sydney faehrt 12 Stunden - wir sind inzwischen beide Richtungen damit gefahren. Aber das ist nur die halbe Wahrheit und viel zu knapp beschrieben, eine kurze Zusammenfassung unserer Erlebnisse in Australien, wo Saskia gerade abhebt und ich in ein paar Stunden auch in den Flieger steige.

Wir sind naemlich gar nicht nach Sydney gefahren, sondern nach Goulburn zu meiner Grosstante Inge und ihrem Mann Horst. Die beiden leben in Gundary, was soweit im Busch liegt, dass Inge, wenn sie von Nachbarn spricht, in Richtung Horizont deutet und uns ein gewisses Gefuehlt der Abgeschiedenheit beschleicht.

Die beiden haben sich 100 ha Busch gekauft (inzwischen die Haelfte verschachert) und ein sehr schoenes Haus hineingebaut. Nachdem die letzten sieben Jahre Trockenheit herrschte, hat es nun geregnet und schlagartig wurde alles gruen - sieht aus wie Irland. Durch den Wald haben Inge und Horst Wanderwege geschlagen und wenn man will kann man ungefaehr eine Stunde durch das eigene Gehoelz laufen. Muss man nur aufpassen, dass man nicht auf eine der schweinegiftigen brown snakes tritt, die die giftigste Schlange Australiens ist und ueberall ihr Unwesen treibt. Aber alles halb so wild, haben auch eine gesehen, aber sie hat uns nix getan.

Leider hab ich jetzt nicht mehr die Zeit viel ueber Horst und Inge zu schreiben, auch wenn es mir viel Freude bereiten wuerde, nur soviel: Beide sind alleine ausgewandert, als Australien Einwanderer gesucht hat (Nach dem II. WK) fuer 10 Mark hat man Schiffahrt, Papiere und Verpflegung bekommen - also sind viele Abenteurer losgezogen. Horst war 17 oder 18, Inge nicht viel aelter. Natuerlich war hier nichts Gold, obwohl alles glaenzte. Horst raste einem Jobangebot (Fruit picking) nach Queensland hinterher und musste dann enttauscht und pleite zu Fuss und per Anhalter 2000 Kilometer zurueck nach Sydney. Das muss man sich vorstellen in einer Zeit, wo es lang nicht so viel (ahem.. soo viel) Verkehr wie jetzt in Australien gab und vielleicht ein Viertel soviel Menschen.
Inge hat viele verschiedene Jobs gemacht, aber meistens in Hotels in der Kueche gearbeitet. Und nach elf Jahren dort, darf ein Laie eine Kochpruefung machen und voila nun war sie Chefkoch.
Horst wurde dann Lokomotivfuehrer und seit er in Pension ist schnitzt er begeistert. Pro Woche bastelt er vier riesige Feuerwehrautos mit allem PiPaPo, fuer beduerftige Kinder als Weihnachtsgeschenk. Uns hat er eine riesige Freude gemacht, als er uns zwei slebstgemachte Kugelschreiber geschenkt hat - jetzt denkt ihr bestimmt an so krumme Dinger, ne meine Freunde, piek fein aus wunderschoenem Holz mit goldener Fassung und alles selbstgemacht...
wir sind ungern weitergefahren.

In Sydney waren wir auch dementsprechend demotiviert unser Hostel war scheisse, teuer und ein Bunker (Zimmer 1023) und die Stadt war auch noch richtig uninteressant. (Sorry, Aussies)
Wir haben uns in den Botanischen Garten gerettet und ein bisschen flaniert .. nun ja es hat geregnet und dann sind wir (Achtung!) in die Bibilothek gegangen und haben Zeitung gelesen. So wurde es doch noch ein bisschen interessant. Uebrigens nicht nur ein Tipp fuer fade Staedte und langweilige Nachmittage: Artikel zusammen lesen und danach darueber diskutieren.

Als wir dann up to date waren, sind wir innerhalb unsers Hostels umgezogen und zwar in einen Schlafsaal mit 28 anderen - was uns wenigstens mehr Platz verschuf, als in dem kleinen Kabuff wo wir vorher waren. Am naechsten Tag sind wir mit der Faehre nach Manly gefahren, was eine Hafenrundfahrt vollends ersetzt und ein Drittel kostet (und man steigt an einem anderen Ort aus, als man einsteigt!). In Manly gibt es ein bisschen Strand und Leute zu beobachten - um ehrlich zu sein, wir haben die Zeit in Sydney halt so rumgebracht. Und in der Nacht sieht das Opera House und die Harbour Bridge (die uebrigens 75 wurde und kurz nach unserer Abfahrt riesig gefeiert wurde) ganz nett aus. (Am Tag eher ein bissl vergilbt.)

Wir sind dann an der Ostkueste entlang gefahren um endlich zu wwoofen - das heisst auf Farmen fuer Unterkunft und Essen arbeiten und dabei alternative Lebensweise kennenlernen. Wir kamen bei Tacye unter und wurden gleich mal in ordentliche Farmarbeit eingefuehrt, als wir einer anstaendigen Schweinekastration beiwohnen durften. Dabei wird das Ferkel an den Hinterbeinen gepackt, was es unheimlich quietschen laesst - aber man laesst es nicht auskommen und packt es in einen Jutesack, wo dann nur das Hinterteil rausschaut. Einer setzt sich dann auf das Ferkel (und derjenige sollte kraeftig sein!) und haelt es fest, wahrend der andere einen sauberen (also moeglichst) Schnitt am Schweinehoden macht und dann das erste Ei herausholt und abtrennt und dann das zweite Ei.

Alles halb so wild, die Ferkel haben ein kurzes Gedaechtnis und tollen eine Minute spaeter herum, als wenn nix gewesen waere. Das war natuerlich nicht alles, was wir auf der Farm gemacht haben, wir haben auch Pferdeapfel eingesammelt, sind Traktor gefahren und haben Kartoffeln geerntet.

Leider gab es dann einen tragischen Zwischenfall in Tacyes Familie und sie musste nach England nach Hause, weil ihr Vater gestorben war. Wir sind dann zu Freunden gekommen: Nick und Jenny in Tilba, die zwei richtig nette Kinder um die zehn haben. Leider mochten wir den Papa nicht so leiden, was wir aber nicht ausbreiten wollen. Wir haben der Familie jedenfalls geholfen ihr eigenes Haus zu bauen, aus mud bricks - was soviel ist, wie Dreck mit Wasser und daraus Backsteine gemacht. Es war recht interessant und die Arbeit lustig. Doch dann hab ich mal wieder einen Beweis meiner wackligen Gesundheit geliefert und bin mit Schuettelfrost und 38,9 Grad Fieber ins Bett gefallen - Dehydration. Zu wenig getrunken.

Dann haben wir uns noch richtig was getraut und sind ein bisschen per Anhalter gefahren - weil wir das auch mal machen wollten. Hat gut funktioniert, bloed nur, dass die erste die angehalten hat, gleich ihre Plaene geandert hat und uns dorthin gefahren, wo wir hinwollten (inklusvie kleiner Sightseeingtour) - so dass wir nur eine Hitchhike-Erfahrung machen konnten. Es war trotzdem klasse und wir haben unseren Bus gekriegt und sind jetzt in Melbourne - das heisst Saskia fliegt gerade nach Singapur - keine Sorge, von dort fliegt sie dann nach Bali, wo wir uns treffen.

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Samstag, März 10, 2007

Zwei windige Bueroklammern und ein Klapperbus

Das wird peinlich! Jetzt haben wir im letzten Eintrag soviel ueber Bus-Touris gelaestert und was machen wir? Eine Bustour!
3 Tage Great Ocean Road und Grampians, rein in den Wagen und los, nach zehn Minuten raus und Foto und weiter...

Nein so schlimm war es dann doch nicht. Bernie unser baertiger Fahrer war ein echtes Unikat. Er hat zwar seinen Klapperbus zwei bis drei Mal am Tag abgewuergt, aber wir sind trotzdem sicher bis in die Middle of Nowhere getuckert. Wo es dann dickes Barbecue gab und geselliges Beisammensein.

Die Great Ocean Road ist eine der grossen Sehenswuerdigkeiten Australiens, da muss man also als anstaendiger Tourist auch mal hin. Schliesslich gibt es da die Twelve Apostles zu sehen, was gigantische Felsen vor der Kueste sind, die vom Meer ausgewaschen wurden. Gleich daneben gibt es die London Bridge, was ein Felsen ist, der asugespuelt wurde und aussieht, wie London Bridge ( allerdings ist der zweite Bogen in den 70ern eingestuerzt - auf der anderen Seite im Meer stand dann ein junges Paerchen, die unangenehme Beruehmtheit erlangten, als sich vor laufenden Kameras herausstellte, dass sie verheiratet waren - dummerweise nicht miteinander)

Danach sind wir zu den Grampians gefahren, wo es ein paar Huegel gibt und jede Menge abgebrannter Baumstumpen. Denn wie ihr wisst, haben die Aussies nicht nur kein Wasser sondern auch jede Menge Feuer. Dazu kommt, dass sie weitflaechig abgeholzt haben, was die braune Landschaft so erlebnisreich macht..

Beeindruckend ist aber tatsaechlich das merwuerdige Getier, das hier herumspringt und kraxelt. Koalas, die faul in Eukalyptus-Baumen abhaengen, hysterische Papagaien, die einen (Thomas) anfallen, Kakatus, Wallabies, Kokobaras und Kitahs (die letzten beiden ohne Gewaehr bezgl. richtiger Bezeichnung) .

Natuerlich auch Kangaroos - obwohl wir gestehen muessen, dass wir uns diesen possierlichen Tierchen am naehsten angenaehert haben, als wir sie zum Abendessen auf dem Teller hatten. Schmeckt interessant, ein bisschen wie Leber - nur besser. Das war in einer kleinen Aussie-Bar, wo wir mit Brett vom HospitalityClub essen und trinken waren (Man! Bier ist hier teuer, 4 Euro min fuer laecherliche 0,4)
Ueberhaupt geniessen wir hier die Freuden des Gaumens, letztlich beim Weintest und Kauf eines demselbigen nur allzu sehr schmeichelndem Late Harvest Muscat. Wird fuer passende Momente aufgehoben - nur allzu doof, dass wir unsere Jubilaen beide regelmaessig vergessen.
An dieser Stelle gruessen wir noch ratzfatz unsere Mittrinkerin der letzten Tage: Yvonne aus Wasserburg, bzw. derzeit ein Jahr in Australien. Fuer einen optischen Eindruck waehlt: www.eve-meinereise.blogspot.com / eine ausserst nette Person. Viel Spass im Outback!

Jetzt sind wir wieder in Melbourne (diese Stadt ist wie ein elektrischer Magnet und wir wie zwei windige Bueroklammern) - aber morgen geht es dann tatsaechlich nach Sydney, wo wir kurz aber intensiv bleiben, um dann Thomas Fern-Verwandte zu besuchen (Schafsfarm im Nirgendwo ohne Bus, Zug und Flugverkehr) und danach gehen wir wwoofen (gesprochen "wuffen"), bei einer lieben Dame, die uns ihre Pferde reiten und ihre Schweine fuettern laesst.


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Dienstag, März 06, 2007

Bilder Galerie Neuseeland

Die Fotos sind jetzt unter Foto-Seiten zu finden. Danke fuers Angucken. Wir freuen uns ueber Kommentare!

Sonntag, März 04, 2007

Mordor oder Mars

(Neuseeland Foto-Gallery auf zimtundpflaume.de)


Die Zeit laeuft verzoegert, seit wir in Auckland gestrandet sind. Die Nacht zuvor haben wir am Wainu Beach naehe Clarke's Beach verbracht. Wieder einer der Plaetze, an denen man ankommt, ehe man sich noch vorstellen kann ueberhaupt einen Schlafplatz zu finden. Dafuer aber mit Toiletten (die wir beiden Angsthasen in der Nacht eh nicht benutzen wuerden).





Die letzte Nacht ist eine Zusammenfassung unserer Erlebnisse beim Wild Campen: Das Rauschen des Meeres, die strahlenden Sterne, unheimliche Schatten, zirpende Zirpen und ein manchmal mehr und manchmal weniger bequemes Bett. Es gibt Nudeln mit Sauce (Reste Essen) und Salat, dazu kein Bier und keinen Wein und leider heute auch keine Gesellschaft. Es faellt einem doch etwas ein, zu reden, obwohl man seit 44 Tagen aufeinander sitzt und tatsaechlich kommt das Gespraech zu dem Punkt wo es interessant wird - als ob man sich das erste Mal getroffen haette.





Als letzten Hoehepunkt hatten wir uns das Tongariro Crossing aufgehoben und sind dabei sieben Stunden ueber und durch die Mordor-Vulkanlandschaft gewandert, die sicherlich wohlbekannt aus Herr der Ringe ist. Tatsaechlich gibt es Ausblicke auf diese Landschaft, die einen an Orks und Trolle denken laesst, Felsenspitzen, die aus dichtem Nebel ragen, Wuesten auf denen verstreut Lavabrocken liegen, Schwefelgeruch in der Nase und kaum Halt auf einem rutschigen Grat am Krater entlang, der hell rot leuchtet und dampft, als ob er gleich explodieren moechte. Und das Erschuetterndste: Als wir oben waren, sagen wir wie aus einem Mund, "Naja, wir haben besseres gesehen."





Das war Neuseeland, ein wundersamer Ort nach dem Anderen, eine Ueberfuelle an Dingen, der wir nicht immer Herr wurden, wo wir an manch gross angekuendigten Ort achselzuckend vorbeigingen, weil unsere Sinne schrieen: Es reicht! Es waren die schoenen Momente, wo wir atemberaubende Orte entdeckten und dort blieben, als ob wir die letzten Menschen auf der Erde waeren. Campen am tuerkisen See mit Blick auf den riesigen schneebedeckten Mount Cook. Stunden regungslos mit den Beinen im Wasser sitzen und abwaegen, ob es nun zu kalt oder doch warm genug waere zum Schwimmen und dabei nichts hoeren als vereinzelte Autos auf dem entfernten Highway und das allgegenwaertige Zirpen aus den Bueschen. Das leise Plaetschern an den rundgeschliffenen Steinen, manchmal ein Fisch.





Neuseeland ist touristisch, sehr touristisch. Wer eine Tour macht, wird es ueberlaufen erleben und sich denken: Es ist viel zu voll. Es gibt diese veroedeten Orte - wie die Pancake Rocks, wo die Touris Schlange stehen und es ganz nette Steine gibt, die aussehen wie gestapelte Pfannkuchen - aber entschuldigung, wenn das alles ist, was du von Neuseeland siehst, dann warst du nicht da, dann bist du 2000 km im air-con Bus gefahren, aber warst immer noch nicht in Neuseeland. Du warst vielleicht im Land der Herr der Ringe, aber du warst nicht in dem einsamen Neuseeland, wo dich dein Miet-Auto, ohne jeglichen Radio-Empfang, traegt, wo du in Gluehwuermchen Hoehlen gehst, ohne Oeffnungszeiten und ohne Eintrittsgeld. Wo du deinen Weg dann festlegst, wenn du an eine Kreuzung kommst (selten aber manchmal), wo du einspurige Schotterstrassen, an Schlagloechern und rasenden Schafshirten vorbei, faehrst und waghalsige Ausweichmanoever mit dem Gegenverkehr probst, ohne hunderte von Metern in den Abgrund zu stuerzen. Du bist erst dann in Neuseeland gewesen, wenn du nach dem Sonnenuntergang, die Sterne beobachtest und mit dem Sonnenaufgang wieder aufstehst. Es ist ein bezauberndes Land, wenn man sich darauf einlaesst. Ansonsten verkommt es vielleicht zu Stumpfsinn, zu einem Zuviel ... zu einer Kiwi-Experience.





Neuseeland ist nicht nur ein Ort, wo man Natur bewundern kann, sondern wo die Welt etwas lernen kann, wenn es um Naturschutz geht. Hier ist zwar auch nicht alles wunderbar, im Supermarkt wird nahezu jedes Produkt einzeln in eine Plastiktuete gepackt und nicht in jedem Naturschutzgebiet ist es verboten mit Quads und Motorraedern oder 4WDs durch den Schlamm und die Biodiversitaet zu rasen, aber zumindest hat Naturschutz hier eine Corporate Identity. Nahezu gefuehlte dreiviertel des Landes stehen unter Naturschutz und Organic Food (also Bio-Produkte) ist nicht nur populaer, sondern auch oft billiger. Wenn man durch dieses Land faehrt, sieht man Millionen von Kuehen und Abermillionen von Schafen mit unendlichem Auslauf. Was natuerlich nicht heisst, dass es hier gar keine Stallhaltung geben mag, aber obwohl es seit geraumer Zeit keine Subventionen mehr fuer Bauern gibt (was? Unvorstellbar!) lohnt sich Bio-Anbau in diesem Land und ist ein Exportschlager. In Neuseeland weiss man um den wachsenden Markt fuer Bio-Produkte, die Welt verlangt danach, Neuseeland verdient daran.


Ueberhaupt sind die Kiwis geschickt im Umgang mit der Natur. Zwei World Heritage Areas in Tongariro und den Fjordlands - das ist Marketing fuer den Tourismus! Dazu die vielen erfolgreichen Filme, weil man Naturschutz dann doch nicht so eng sieht und Filmcrews darauf rumtrampeln laesst. Es ist nicht alles Gold was glaenzt, das gilt auch hier. Aber wenn man Touristen Massenweise in diese Natur laesst und sie auf wenigen Pfaden wandern laesst, dann bringt das einmal unheimlich viel Geld in die Kassen des Naturschutz, und darueberhinaus ein grosses Bewusstsein fuer den Wert dieser Natur.





Wie handhabt man das in Deutschland? Laecherlich. Von einer Corporate Identity keine Spur, eine bundesweite Anstalt fuer Umweltschutz - niemals. Landratsaemter ohne Geld und Einfluss reduzieren sich auf die Abwehr unternehmenslustiger Bauherren, die schuetzenswertes einbetonieren wollen. Schoene Gegenden, sind hoechstens schoene Flecken, niemals aber Landschaftsschutzgebiete oder Naturschutzgebiete - im Auge des Betrachters. Es gibt jede Menge, aber niemand erkennt sie. Die Heide vor den Toren Muenchens ist ein Witz fuer jeden Muenchner und er sagt, was soll da schon sein. Herr Zeitler nannte die Garchinger Heide (fuer Biologen eine der wichtigsten Reservate weltweit) eine nette Wiese. Keine Sau ist hierzulande stolz auf die Ueberbleibsel der Natur. Und warum? Weil sie keiner vermarktet. Baut ein Tor hin, (keine Eisenschranke!) stellt Ranger ein, gibt ihnen Uniformen, schafft eine Corporate Identity, macht jedem Trottel klar, dass er in eine Staette des Naturerbe tritt.





Wir haben in Deutschland riesige Probleme mit Neophyten, eingeschleppten Pflanzen, die ohne natuerliche Feinde eine ungemeine Ausbreitung erleben und die heimische Biodiversitaet vernichten. Kanadische Goldrute zum Beispiel (goldgelb, entlang der S-Bahn leicht zu finden).


In Neuseeland gibt es dass auch - Didymo, das ist eine Alge, die in Neuseeland eingeschleppt wurde. Es klebt hier allerdings an jedem zweiten Auto ein Aufkleber: Beware of Didymo oder stop didymo. Am Flughafen wird man geroengt, von Hunden beschnueffelt und was weiss ich, weil man auf eingeschleppte Samen und Fruechte durchsucht wird - hier wird Naturschutz so ernst genommen wie anderswo Terrorismusbekaempfung. Und ich finde das eine sehr realistische Einschaetzung unserer gegenwaertigen Situation.





Naturschutz - ein Thema, dass sich durch unsere Reise zieht, wie ein roter Faden. Wir sind in Australien gelandet, in Melbourne, wo es seit Jahren nicht geregnet hat (Witzigerweise, faengt es gerade in dem Moment an zu schuetten, als wir aus dem Flughafen fahren - aber nur kurz, zu frueh gefreut)Immer noch unter dem Ozonloch, bekommen wir eine Idee von dem, was Klimawandel bedeutet. In Melbourne Stage 3 der Wasserknappheit. Rasensprengen nur am Samstag innerhalb zweier Stunden in der Nacht, Duschen nur 4 Minuten, die Wasserreserven der Stadt sind auf ein Drittel geschrumpft - langsam kommt man zu dem Punkt an dem es nicht mehr geht.





Man fragt sich, was die Welt braucht, um umzukehren: Unzaehligen Trockenheiten in Afrika, eine ersoffene Stadt in New Orleans, Orkane in Deutschland, ein verdorrtes Australien, unkontrollierbare Waldbraende... wir sollten handeln, bevor wir uns daran gewoehnen. Und nein: Wir koennen nicht auf den Mars emmigrieren, Mr. Bush.

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Freitag, März 02, 2007

Schreibarbeit

Auf Reisen laesst es sich nicht immer leicht schreiben, aber dass ich es ganz vernachlaessige stimmt so nicht. Hier will ich zwei Gedichte einstellen, die waehrend der Fahrt durch Neuseeland entstanden sind - obwohl man ihnen das nicht unbedingt anmerkt. Ausserdem hab ich noch eine Kurzgeschichte in Arbeit, die genauso wenig das Reisen zum Thema hat...

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Die Morgensonne scheint auf das Meer,
wie auf einen zerbrochenen Spiegel.
Voegelschreie klirren durch den Dunst.
Mit grossen Schlucken trinken Wellen,
was gestern noch gewsesen.
Es fehlt ein Korn im Sand der Zeit.
Meine Haut liegt am Strand vergessen,
wird zu Leder.
Wie das falsch geschliffene Uhrwerk,
ticke ich an der Zeit vorbei.
Der Wind kennt keinen Rhythmus
Traenen keine Melodie.
Abschied waehrt fuer immer, Erinnerung
ist nur ein Schluck aus salzigem Wasser.
Ich umarme einen Leichnam, der auf
einem kleinen Floss in die Vergaenglichkeit treibt.
Ich klammere mich an ihn, aus Angst, zurueck-
zu schwimmen, wo das Meer den Stein des Lebens
hoehlt.


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Im Waschsalon ein Maedchen steht
Luise heisst und mich in die Seite kneift
Eine huebsche Nase hat und ihren Nabel zeigt
Luise schnattert und verbuergt, was sie einmal
im Schnabel hat, laesst sie nicht mehr los.
Und Lulu seift und beisst sich auf die erdbeerrote
Unterlippe, waehrend ich Kopf und Kragen in
Lauge bade und die Bemerkung wage:
"Auf Solopfaden koennen Weggefaehrten wenig
schaden"
Die Maschine trommelt, die Waesche fliegt wie wild
umher, die Seife duftet und Luise wirft ihr Haar
zur Seite und offenbart mir tauben Ohres, waehrend
mein Mund die Lippen schuerzt, dass sie keineswegs
allein, sondern gluecklich vergeben sei.

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Ich wuensche mir...

Heute mittag habe ich, als wir durch Auckland spaziert sind, zu Saskia gesagt, dass ich mir wuenschte, unsere Staats- und Regierungschefs haetten ein bisschen mehr Profil, wuerden ein bisschen mehr Charakter zeigen. Spasseshalber hab ich gesagt, es waere schon etwas gewonnen, wenn sie wenigstens irgendwas tun wuerden, was wir im taeglichen Leben mitbekommen und wenn sie nur die Farben an der Ampel umdrehen, damit wir bei Rot gehen und bei Gruen stehen.

Ich wuensche mir Schlaegereien im Parlament und Staatsgaeste, die sich anschreien, was fuer ein verbohrter Vollidiot der andere doch ist... kann da nicht mal einer auf den Tisch hauen? Nun ja, wie immer in der Geschichte, bleibt die Scheisse am Volk haengen.

Auf www.germanwatch.org wird ein renommierter US-Forscher zum Klimawandel zitiert:

"Das letzte Mal, als es 3 Grad wärmer war, waren die Meeresspiegel 25 Meter höher, plus/minus 10 Meter. Das passiert nicht in einem Jahrhundert, aber es können in einem Jahrhundert schon einige Meter sein," sagte er. "Die Hälfte der Menschen dieser Erde lebt näher als 15 Meilen zur nächsten Küste. Auch ein großer Teil der Metropolen liegt an einer Küste. Das Problem ist: wenn solch ein Prozess einmal ins Rollen gekommen ist, kann er nicht wieder gestoppt werden. Deswegen müssen wir das Problem angehen, bevor es außer Kontrolle gerät."

Die Bundesrepublik Deutschland hat den EU-Ratspraesidentschaftssitz inne und Bundeskanzlerin Merkel wird dem kommenden EU-Klimagipfel vorsitzen. Ich schaetze diese Frau fuer ihre Art eigenwillig zu sein. Jetzt ist der Punkt gekommen einen entscheidenden Schritt in der Weltgeschichte zu machen, wir muessen uns einig sein, dass der Klimawandel unsere Existenz bedroht und nicht nur die Dritte Welt trifft. Bitte richtet euren Appell an Frau Dr. Merkel fuer ihr Volk einzutreten, nicht fuer zweifelhafte Wirtschaftsinteressen.

www.klima-appell.de

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