Vom Big Apple in die Khao San Road - Zimt und Pflaume umrunden die Welt. Stationen sind Kenia, New York, L.A., Neuseeland, Australien, Indonesien, Singapur, Malaysia, Thailand und Vietnam.

Montag, Juni 25, 2007

Japaner sind weiss

Dieses Wochenende waren Jan und Som, unsere Freunde aus Bangkok, bei uns in Sai Tho Paed. Die Kon Grungthep, sprich die Bangkokians, mussten sich erstmal mit den Gegebenheiten des laendlichen Transportsystems zurechtfinden und kamen gegen halb sechs Uhr morgen am Freitag in der falschen Stadt an. Nach ein bisschen umsteigen und weiteren eineinhalb Stunden Busfahrt konnten wir sie dann von einer benachbarten Stadt abholen.

Um halb zehn waren wir dann auch schon in der Schule und die beiden durften mir beim Unterricht zugucken und ein bisschen partizipieren. Vorher musste ich allerdings Som eine Hose leihen, die ich fuer Saskia gekauft habe, weil das gute Maedl nix in angemessener Laenge fuer die Schule dabei hatte. Nach zwei Kilometern Radfahren waren die beiden dann wenigstens wach.

Jan lief sogar zu Hoechstform auf und interviewte und recherchierte fuer ein Magazin, das der Verlag fuer den sie arbeitet herausgibt. Mir blueht auch noch ein Interview, wenn ich nach Bangkok zurueckkomme. Den Nachmittag haben die beiden dann verschlafen - was aber zum Abend hin, die Laune erheblich verbessert hat. Und wir hatten Spass und mit Jan aufschlussreiche Gespraeche.

Es ist schon etwas wert, dass sie gerade (nun ja einigermassen) heraus sagen kann, was sie denkt. Normalerweise variieren Antworten hier stark. Fragt man Nittaya zum Beispiel ob ihr Sohn schonmal Klassensprecher war, sagt sie, ja jedes Jahr und wenn man ihn fragt, sagt er, nein noch nie.So jetzt meint der clevere Europaer zu wissen, wer die Wahrheit sagt - ich bin mir da allerdings nicht so sicher.

So kann ich jetzt ein wenig besser einschaetzen, wie Erziehung in Thailand ablaeuft. Vor allem im Norden, muss man da eher folgendes sagen: Kinder werden weniger erzogen, als dass sie aufwachsen. Das erklaert so einige Unterrichtsmethoden, wo die Schueler mehr oder weniger sich selbst ueberlassen werden mit einer Aufgabe; oder auch die Nachlaessigkeit mit der Eltern die Schulbildung ihrer Kinder begleiten.

Ich habe noch eine wichtige Sache lernen koennen und zwar an Som. Vielleicht haben Saskia und ich das in diesem Blog schon erwaehnt, aber das Maedchen ist 18, studiert English an der Universitaet, und spricht kein Wort zu uns.

Das hat sich auch dieses Wochenende kaum veraendert. Sie weicht Gespraechen aus, rennt weg, ignoriert Fragen, antwortet in Thai oder mit einem einzelnen englischen Wort.

Ich habe mir jetzt zwei moegliche Erklaerungen zurechtgelegt:
1. Sie kann wirklich nicht sprechen.
2. Sie findet mich richtig scheisse und is bloss wegen Jan mitgekommen.Nun ersteres erscheint unwahrscheinlich, weil sie ja English studiert und wenn sie mal ein Wort sagt keine Pronunciation Probleme hat.
Zweiteres ist aber keineswegs wahrscheinlicher, weil erstens Jan gesagt hat, das Som kommen mag und Som zweitens immer wieder zu mir kommt und zumindest sprachfreien austausch fordert (kann man das so sagen?).

Ich bin also gehoerig verwirrt. Allerdings is mir dieses Verhalten nun schon oefters untergekommen, allerdings konnte ich als Lehrer immer noch ein bisschen etwas herausquetschen (wie uebrigens auch aus Som). Ich nenne dieses Phaenomen von nun an: The Som-Case.

Som bedeutet uebrigens Orange oder ultrahuebesches Maedchen, je nach Laune des Betrachters. Das trifft alles auch ein bisschen zu auf diese Zimtziege, die ihr Telefon braucht, wie Luft zu atmen (als ich ihr die Sim-Karte abgenommen hab, fuehrte das beinahe zu Weinkraempfen). Gleichzeitig ist sie vollstaendig integriert in die Welt der Bangkoker Jugendlichen, die Hightechnology und Kosmetikprodukte als neue Offenbarung entdeckt haben.

Um euch noch ein pikantes Beispiel von kultureller Begegnung zu geben, folgende Geschichte: Wir sind mit dem Auto nach Surin ins Elefantendorf gefahren. Unterwegs habe ich versucht Som ein wenig Englisch zu entlocken, es gab sogar ein paar Erfolge, nachdem ich sie Wort fuer Wort uebersetzen lies, was ich auf Thai sagte. Als ich allerdings waehrend eines monologistischen Gespraechsversuchs ueber Auslandsaufenthalte (in denen ich herausfand, dass Som gerne in Deutschland arbeiten wuerde) als ich da auf Japan zu sprechen kam, da liess ich die verhaengnisvolle Bemerkung fallen, dass Japaner weiss sind.

Das war richtig bloed, denn in dem Moment, wo ich das ausgesprochen hatte, hatte ich auch schon Soms beweisfuehrende Hand, dass sie mich verstand, ueber den Hinterkopf gezogen bekommen. Das muss man naemlich verstehen, dass Hautfarbe in Thailand durchaus ein schwieriges Thema ist (auch wenn Nittaya es abstreitet). Aber es ist ganz klar, dass weisse Haut Hochrangigkeit ausdrueckt und deswegen sind auch Filmstars hier alle halb Farang. Dagegen wird braune Haut als Makel gesehen und Afrikaner sind richtig richtig haesslich. Mit meinem Satz habe ich wohl in Som Verzweiflung ueber die Wirkungslosigkeit ihrer Bleichungskosmetika heraufbeschworen und weil sich der Makel ihrer braunen Haut, nicht wie ein Pickel ausdruecken laesst, hat sie die ganze Gewaltlust an mir rausgelassen. Na ich hab die Situation dann abstruser weise retten koennen, in dem ich gesagt habe, dass Koreaner braun sind. Samnjang brachte die Situation dann entgueltig auf eine verstaendliche Basis zurueck, als er, weil er den Schlag nicht gesehen hatte, trocken nachfragte: Forehand or Backhand?

In Surin angekommen haben wir uns dann alle wieder lieb gehabt (so schlimm wars echt nicht). Und wir haben ein Elefantendorf besichtig, wo man den Dickhaeutern ein Zuhause gibt und sie nicht mehr wie frueher in Bangkok auf den Strassen betteln muessen (kein Witz, geht googeln, wenn ihrs nicht glaubt). Es gibt da taeglich auch eine Elefantenshow, wo die Ruesseltrinker (das letzte Synonym das mir einfiel) Fussballspielen oder ueber Touristen spazieren. Fuer letzteres Experiment hatte man uebrigens mich ausgewaehlt. Nachdem der drei Tonner seinen Fuss auf meiner rechten Pobacke ausgeruht hatte, ist er dann ueber mich drueber gestiegen und alle haben applaudiert. Ich fuer meinen Teil haette gerne mit Som getauscht, die dann ausgewaehlt wurde auf dem Elefantenruessel durch die Gegend getragen zu werden. Ja, es waren echt nicht viel Leute ausser uns da ...

Spassig wars dennoch und am Busterminal in Surin haben sich Som und Jan dann in Richtung Bangkok verabschiedet. Guillermo, Simone und ich hatten allerdings noch einen wunderschoenen Abend mit Samnjang und Nob (seinem Sohn), wir haben Gitarre gespielt und versucht zu singen.

Liebe Leute ich sags euch ehrlich: Ich vermiss euch. Hier mag's schoen sein, aber es ist nicht meine Familie, es sind nicht meine Freunde, ich guck hier nur zu. Ich mag heim. Es ist schoen, aber vorbei.

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